Schulworkshop 2020
„Schilder über Schilder: Was können wir an Schildern über Sprache lernen?“
Kurzbericht zum Schulworkshop „Visuelle Sprache im Deutschunterricht“, Januar 2020
Die MIN-Initiative „Wir wollen’s wissen“ verfolgte das Ziel, Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten mit Schülerinnen und Schüler aus Hamburger Schulen zusammenzubringen, um einen Wissensaustausch anzuregen. In diesem Rahmen haben wir am 23. und 24. Januar 2020 einen Workshop zum Thema „Visuelle Sprache im Deutschunterricht“ an zwei Hamburger Gymnasien durchgeführt. Ausgehend von den Fragen, wie Schilder Gesellschaft schaffen und was wir durch Schilder über Sprache lernen können, haben 25 Schüler/innen des Jahrgangs 11 aus dem Heinrich Heine Gymnasium in HH-Poppenbüttel und 26 Schüler/innen der Klassenstufe 9 des Marion Dönhoff Gymnasiums in HH-Blankenese einen Einblick in die Linguistic Landscape-Forschung und die linguistische Analyse von Schildern im öffentlichen Raum bekommen und konnten ebenso selbst forschend und kreativ tätig werden.
Aus den Gruppenarbeiten: Parkverbots-, Bäckerei- und Bibliotheksschilder der Schüler/innen, in der Mitte unsere Arbeitsmaterialien
Der Workshop gab zunächst einen einleitenden Einblick in die Forschung und stellte die Diskursfunktionen von Schildern nach Scollon/Scollon 2003 an Beispielen von der Online-Karte LinguaSnappHamburg vor. Den Schüler/innen konnte vermittelt werden, dass die Beschilderung des öffentlichen Raums funktional vielfältig ist und unterschiedliche Gestaltungsformen aufweist. Im zweiten Teil des Workshops wurden die Klassen in Gruppen eingeteilt, die jeweils schwerpunktmäßig ein Aufgabengebiet bearbeiteten. Dabei standen vier Fragen im Mittelpunkt, die Kategorien des schulischen Grammatikunterrichts mit solchen der Linguistic Landscape-Forschung verbinden:
- Syntax: Hier sollten die Schüler/innen typische Satzstrukturen von Verbots- und Warnschildern analysieren und damit folgender Frage auf den Grund gehen: Wie werden Sätze auf Schildern funktional eingesetzt, um z.B. Verbote auszusprechen?
- Wortarten: Hier ging es um Spielarten der Wortbildung auf ausgewählten Schildern von Bäckereien und Friseursalons. Die Schüler/innen untersuchten, welche Wortbildungsmuster typisch für solche Beschilderungen sind.
- Semantik: Hier wurden mehrsprachige Schilder daraufhin untersucht, wie sich ihre Inhalte in den verschiedenen Sprachen zueinander verhalten.
- Pragmatik: In dieser Aufgabe wurden Sprüche auf Hamburger Papierkörben aus einer pragmatischen Perspektive betrachtet, um das gezielte Arbeiten mit Wortwitz, Mehrdeutigkeit, Andeutungen und Ironie zu erkennen.
Aus den Gruppenarbeiten: Vorschläge für Sprüche auf Hamburger Papierkörben von den Schüler/innen
Nach den Analysefragen konnten die Schüler/innen in einer abschließenden Aufgabe ihre eigene Kreativität zeigen. Je nach Thematik haben sie eigene Schilder entworfen, diese auf ein Plakat gezeichnet und in der letzten Phase des Workshops vor der Klasse präsentiert und diskutiert.
Beim motivierenden Einstieg sollten die Schüler/innen spontan ein Schild, das ihnen auf dem Schulweg begegnet ist, aufzeichnen. Vor allem an infrastrukturelle Zeichen bzw. Wegweisern, haben sich die Schüler/innen dabei erinnert.
Arbeitsergebnisse des Einstiegs: An welche Schilder erinnern sich Schüler/innen spontan?
Insgesamt zeigten die Schüler/innen großes Interesse an dem Thema und äußerten Erstaunen über die spannenden Fragen und Inhalte der Linguistic Landscape-Forschung. Die Gruppenarbeitsphasen waren geprägt von der kreativen Arbeit, wie die Impressionen zeigen: Entstanden sind viele neue Sprüche für die Hamburger Papierkörbe, Schilder für eigene Bäckereien, Verbotsschilder für ein Parkverbot vor Schulen und mehrsprachige Schilder für die Schulbibliothek. Auch die sprachliche Analyse der Schilder kam nicht zu kurz: Die Schüler/innen erkannten zentrale sprachliche und visuelle Konstruktionsmechanismen der Beschilderungen.
Unser nächster Workshop findet im Rahmen der DGFS-Lehramtsinitiative "Digitalisierung im Grammartikunterricht" statt. Zielgruppe sind Lehrer/innen, Referendare und Lehramtsstudierende sprachlicher Fächer. Mit ihnen werden wir der Frage nachgehen, wie der schulische Grammatikunterricht durch digitale Ressourcen unterstützt werden kann.